Mittwoch, 10. Juni 2009

Wir komm’n jetzt im Fernsehen!



Da wir uns bei Masifunde ja nur höchstselten mit dem Zweiten abgeben, haben wir jetzt als erstes professionelles Fernsehteam auch direkt eines der ARD in Walmer Township begrüßen können. Ursprünglich wollte die dreiköpfige Crew unsere Programme ja nur an einem Sonntagnachmittag abfilmen, wir haben sie dann aber subversiv auf den Geschmack gebracht und für einen weiteren Drehnachmittag ins Jugendzentrum gelockt.



So haben die Kollegen vom Ersten, die übrigens für mich etwas überraschend aus einer rein südafrikanischen, dafür aber sehr witzigen Crew bestanden, am Montagnachmittag noch unseren Hausaufgabenclub und das Life-Skill-Programm „Learn4Life!“ gefilmt. Der Humor der Jungs lässt sich ungefähr dadurch verdeutlichen, dass sie ein Interview bei der Familie eines geförderten Jungen ganz rasant beginnen wollten, weil nebenbei der Fernseher lief und Südafrika gegen Polen gerade das 1:0 geschossen hatte. Eine Führung für Bafana Bafana, das ist eben schon ein historischer Moment, dessen Bestand meist nicht allzu lange vorhält. (Randnotiz: Die Mannschaft, deren Trainer Santana in einem Interview neulich äußerte, die WM gewinnen zu wollen und dafür den Kommentar kassierte, dass nicht viele im Land seinen Optimismus teilten, rettete das Tor aus der vierten Minute tatsächlich über die Zeit.)



Herrlich fand ich auch, dass der Kameramann im Hinblick auf den Beruf meiner Freundin (ab Januar Arzt) anmerkte, dass dann wenigstens einer von uns beiden einen ordentlichen Beruf hätte. Schön war’s, hoffen wir mal, dass es auch ein schöner Bericht wird.

Die Bilder und Interviews werden übrigens – wenn die Cutter-Schere es will – bereits am kommenden Sonntag ab 18 Uhr in der Sportschau zu begutachten sein, wo dann die neun Austragungsorte der WM im kommenden Jahr vorgestellt werden. Einschalten und Masifunde zum Tor des Monats wählen!



WICHTIGE ÄNDERUNG: Der Programmdirektor hatte was dagegen. Wir sind aus der Sportschau gestrichen, stattdessen lief der Beitrag bereits gestern im Mittagsmagazin. Die letzte Hoffnung: Am kommenden Montag, 15. Juni, sind wir noch einmal ab 22.45 im WDR in der Sendung Sport Inside zu sehen. Schluchz.

Dienstag, 9. Juni 2009

Nicht kultiviert aber „Sophie-Steak: Ate it.“

Die folgende Geschichte, der Vegetarier und zart Besaitete eventuell besser fern bleiben sollten, handelt von Sophie. Sophie ist ein Schaf. Besser gesagt war sie ein Schaf. Das da.

"Das da sieht doch niedlich aus."

Sophies Leben endete knapp dreißig Jahre nach der Geburt meines Freundes Ansgar, der an diesem Ableben nicht gänzlich unschuldig ist. Zu seinem Ehrentage wollte er seinen Gästen nach guter alter Tradition aus südafrikanischen Townships nämlich etwas Schafsfleisch servieren. Also wechselte Sophie den Besitzer und reiste im Kofferraum eines Golf I nach Walmer Township, Ansgars Hood, wie man es hier nennen würde. Man könnte also durchaus behaupten, es sei vom Golf geholt worden.

Was willst du mit dem Dolche, sprich!

Normalerweise finden Schlachtaktionen immer an einem mit Kuhhörnern besetzten Pfahl statt, der für ein Townshipgrundstück obligatorisch ist und den Schutz der Vorfahren auf die Hinterbliebenen lenkt. Da es sich bei Ansgars Fleischeslust allerdings nicht um eine Opferschlachtung handelte, riet Juice, ebenfalls ein Kumpel von uns, an eine andere Stelle des kleinen Hofs auszuweichen. Wer weiß, was die Ahnen sonst alles über uns ausgeschüttet hätten…

Du ahnst es nicht!

So passierte Sophies Rasierunfall dann auf der grünen Wiese unter den Wäscheleinen. Tapfer war die Dame, sagte keinen Mucks und auch kein Mäh. Während die Gedärme dann direkt in einen großen Eisentopf wanderten, um über einem wild zusammen gesammelten Feuer deliziös gegart zu werden, musste der geneigte Feinschmecker auf Sophies Muskelfleisch noch einen Tag warten. Direkt nach der Schlachtung schmeckt das nämlich angeblich nicht. Ich kann das so nicht bestätigen, denn als auf den beziehungsweise vom Leib geschneidertes Carpaccio schmeckt es unter Zugabe von etwas Salz auch ganz gut.

Da sagt man dann wohl rustikal zu.


So ein Schafsfell ist ja auch viel zu warm in Afrika.

Das Fell wurde übrigens auch nach Erlegung des Schafes nicht verteilt, sondern im Ganzen aufbewahrt. Liebend gern hätte ich es mit dem Auto zurück gebracht, quasi als Schafspelz im Golf, doch dazu kam es nicht. Unter dem strengen Duft einer sehr kleinteiligen aber dennoch zäh kämpfenden Sophie und der romantischen Atmosphäre eines wild flackernden Grillfeuers nahmen wir stattdessen Biss um Biss Abschied.

Tschüss Sophie!

Auch wenn Kartenspiele in Walmer Township eher weniger populär sind, haben die Menschen eine ausgesprochen starke Neigung zu Schafkopf. Am liebsten gekocht.

Nur falls mich jetzt jemand für die Sache an den Pranger stellen wollte: Ich wasche meine Hände in Unschuld!