Freitag, 28. Mai 2010

Lesestoff: Die große Presseschau

Sportliche Großereignisse führen zu einem verstärkten internationalen Medieninteresse. Glorreiche Weisheit, oder? Ich werde das im Folgenden mit einem kleinen Schwall von Werken belegen, die ich in den letzten Tagen und Wochen vollbracht habe.


Leider habe ich erst beim Zurückgeben bemerkt, dass der Helm, der mir unumstritten mindestens so gut passt wie einst diesem Bauleiter im ersten(?) Werner-Film, hinten noch mit dem Slogan "Hustlerz World" verziert war. Ist vermutlich das Standard-Schutzzeug für freie Journalisten...

Sportliche Großereignisse führen aber noch zu viel mehr. Und darum geht es.

Speziell die von der liebenswerten, kleinen ur-sportlichen Quasi-Familienorganisation FIFA veranstaltete Weltmeisterschaft führt auch immer zu vielen lustigen Regularien. Die Südafrikaner haben nur nach dem Bisschen Apartheid einen ziemlich lauen Humor und sind beispielsweise in ihre neue Pressefreiheit völlig verbissen. Dabei wollte die FIFA sich doch nur vorbehalten, akkreditierte Journalisten mit Ausschlussdrohungen von den Spielen in den AGBs ein klein wenig auf den Pfad der Tugend zu helfen(weil man in Genf so ungern kleckert dann möglicherweise auch gleich für die ganze Redaktion oder bei entsprechender demokratischer Lust sogar des Gesamtverlags). Falls sie sich rufschädigend verhielten natürlich nur und auch all das nur im Interesse – Innenminister dieser Erde horcht auf – der SICHERHEIT! Logisch, wenn pöbelnde Weißbierjournalisten ne Machete in die Hand bekommen, die hier ja in jeder zweiten dieser Killer-Tröten versteckt ist, hätte ich auch so meine Sorgen. Gut gemeint also der Vorstoß der FIFA.
Doch was machen diese schreibenden Biltong-Terroristen? (Als solche, nur ohne Biltong, war der ANC inklusive Nelson Mandela, übrigens bis vor ein paar Jahren in den USA noch eingestuft. Zufall?) Rumnölen, protestieren, Briefe schreiben, Anwälte beschäftigen! Da kann einem doch glatt der Spaß an der Diktatur, äh pardon, am Fußball vergehen. Die FIFA sah sich dann tatsächlich genötigt, ihre Anwälte schriftlich erklären zu lassen, dass sie Journalisten nicht standrechtlich erschießen werden, wenn sie darüber schreiben, dass Joseph Blatter knackelige Weibsbilder (=Frauen) am liebsten in Röcken spielen ließe und dass die Fußballweltregierung südafrikanische Polizisten von der Verbrechensbekämpfung abhält und sie stattdessen lieber zwingt, Jagd auf verarmte Mütterchen zu machen, die versuchen, vorm Stadion ein paar Snacks an den Fan zu bringen, um zu Hause mal wieder ein Schälchen Maisbrei mehr auf den Tisch stellen zu können. Oder ähnliche Rüpelgeschichten. Nur Fotos über die Handy-Dienste von Verlagsangeboten zu versenden, dass gestatten die Genfer Herren, den südafrikanischen Medienhäusern immer noch nicht. Sonst könnten sich wahrscheinlich auch einfach zu viele ein Bild machen, oder eben wenigstens mal eins empfangen von und aus den Stadien, in die man ja auch gerne mal gewollte hätte…
Einen wesentlich weniger polemischen Artikel über den Kampf der südafrikanischen Journalisten gegen die FIFA schrieb ich für das Medienmagazin M. Online hier.

Zum Glück ist die WM aber weit mehr als nur FIFA-Wahnsinn. In Südafrika ist sie momentan vorrangig Grund zur Vorfreude. Das merkt man auch den Arbeitern an, die derzeit in Port Elizabeth den letzten Feinschliff rund ums Stadion und in der Innenstadt leisten. Mit ihnen habe ich für ein kleines Video auf Weser-Kurier Online gesprochen.

Es bauen und freuen sich da übrigens die ganze Zeit längst nicht nur Südafrikaner. Auch viele Migranten waren am Stadionbau beteiligt, umso niederträchtiger ist einzuschätzen, was da neulich in einer Pressemitteilung einer Flüchtlingsorganisation durch die südafrikanischen Medien waberte. Sobald die WM vorüber sei, so hörten es immer mehr Flüchtlinge in den Townships, werde „aufgeräumt“, sprich munter weiter gebrandschatzt und vertrieben wie schon zu Beginn des Jahres 2008. Er habe von den Gerüchten auch schon gehört, hat mir ein Bekannter aus Simbabwe erzählt, aber es seien eben auch nur Gerüchte. Die Nigerianer, die ich in der Innenstadt getroffen habe, waren gänzlich ahnungslos und unbekümmert. In Walmer Township, wo es schon vor zwei Jahren ruhig geblieben war, hegt auch niemand große Ängste. Aber Port Elizabeth war eben auch eher friedlich während der Welle der Fremdenfeindlichkeit. Und die sozialen Brandherde, die mangelnden Häuser, Stadtteilentwicklungsprojekte, Wasser-Anschlüsse, Arbeitsplätze oder – träum mal, Südafrika – Freizeitangebote in Townships, sind natürlich immer noch da. Der Staat hatte ja auch gerade ein anderes Großprojekt allein zu finanzieren. Die FIFA, der böse Zungen nun vielleicht sogar eine partielle Beteiligung an der finanziell prekären Lage und damit eben auch der sozialen Probleme unterstellen könnten, hat sich des Themas natürlich nicht angenommen. Blatter hat aber stolz erzählt, dass er bei Gordon Brown und diesem französischen Playmate-Präsidenten eine ganze Million Dollar für Bildung in Afrika aufgetrieben hat. Was ein Held! Die Kosten der WM für Südafrika werden übrigens auf insgesamt circa 6 Milliarden Euro geschätzt. Aber davon hat das Land ja später auch noch so einiges. Was genau und wie viel das Wert ist, weiß natürlich niemand so genau, aber Fakt ist schon seit 2008, dass die FIFA dank der Fernsehrechte-Vermarktung soviel Zaster macht, wie noch nie zuvor. Meine bewundernde Gratulation!
Um die Thematik dreht sich auch ein Artikel, den ich für das WM-Special der jungen Welt beigesteuert habe. Leider gibt’s den momentan nur als paid content… Aber fragt mal bei Blatter nach, was heute noch umsonst ist?
Es dürften in den nächsten Tagen noch einige Stücke folgen, recht polythematisch. Ich hab’s nicht ausgewogen, aber ich glaube es ist es und vor allem ist es viel. Guten Appetit.

Donnerstag, 13. Mai 2010

Wie die Südafrikaner die WM retteten



Haha, die WM kann kommen. Ich bin seit vorgestern im Besitz von drei Tickets, die mir Einlass gewähren werden, wenn Didier Drogba das portugisische Star-Schauspiel-Ensemble im Alleingang aus dem Turnier schießt, die mir gestatten, Michael Ballack nicht nur 'im Indärnädd' zu sehen und die es mir schließlich ermöglichen, mit den Engländern das alte Volkslied von den Ten German Bombers anzustimmen. God shave the Queen!

Dafür musste ich zwar ungefähr 1,5 Millerntor-Dauerkarten berappen, aber beim derzeitigen Euro-Kursverfall kommt es da ja auch nicht mehr drauf an. Habt ihr schon 10-Millionen-Euro-Scheine auf eurem Bananen-Kontinent? Sorry, Banken-Kontinent wollte ich sagen. Zurück zum Thema: Immerhin konnte ich die Karten am Schalter erwerben und musste außer meinem Führerschein nicht noch Informationen über den Geburtsort meiner Urgroßmutter, meine Lieblingsschokolade, eine detailierte Weltkarte mit meinen Aufenthaltsorten und -zeiten der letzten 20 Jahre sowie einen mit digitaler Unterschrift bestätigten Schwur, künftig nur noch Coca Cola zu trinken, für die Werbezwecke, äh nein, sorry, die Sicherheitsmaßnahmen der Fifa hinterlassen.

Vielen Südafrikanern ging der Hokuspokus um Online-Ticket-Bewerbungen und Kontoeröffnungen zum bloßen Zwecke, bei im Voraus garantierter Bezahlung um Fußball-Karten betteln zu dürfen, ebenfalls entschieden zu weit. Weil entweder die hiesigen Touristen-Erwartungen, die hoeneß'schen Ängste vor marodierenden Macheten-Banden oder schlicht die Wucherpreise der Airlines, Hotels und Reiseveranstalter hoffnungslos überhöht waren, hatte die Fifa in der Folge ein Problem in Form eines riesigen Ticketbergs im heimischen Schweizer Tresor. Doch dann tat die Fußballweltregierung etwas, dass noch nicht viele gewagt haben. Sie hörten auf einen Ratschlag der Südafrikaner.

Und siehe da: 90 Prozent der Karten vertickt, Tendenz geht auf 95 Prozent, konnte Danny Jordaan, seines Zeichens Chef des südafrikanischen Organisationskomitees, unter der Woche verkünden. Die Südafrikaner haben die WM gerettet. Ein Glück, dann kann die Sause ja bald losgehen! Ich hab's gleich mal zum Anlass genommen meine kleine Serie im Online-Angebot des Weser Kuriers mit einem (um ein kleines Video bereicherten!) Bericht zur Kartensituation zu starten. Sehen Sie, staunen Sie!

Montag, 3. Mai 2010

WM-Vorbereitungen werden sportlich

Trotz aller Unkenrufe sind die Stadien in Südafrika natürlich längst fertig und auch wenn hier und da sicher die ein oder andere Straße nicht mehr vor Turnierbeginn fertig wird, ist das Land reif für die WM. Ob das auch für die eigene Nationalelf gilt, die sich gerade in der deutschen Heimatstadt ihres Ausstatters auf das Turnier vorbereitet und dabei nach einem soliden 0:0 gegen Nordkorea und einigen Absagen von wegweisenden Test-Partien gegen die Zweitvertretungen aus Nürnberg und Fürth ein phänomenales 2:0 gegen die am gleichen Tag eingeflogenen Jamaikaner feiern konnte, ist auch in Südafrika zumindest umstritten.

Vielleicht sollte man der Mannschaft nochmal dieses journalistische Stück Real-Satire vorlegen, welches die hiesige Weekend Post in Kooperation mit dem Kapitän des lokalen Zweitligisten am Sonnabend veröffentlichte, um ihren weniger Fußball affinen Lesern noch schnell das richtige "Ballgefühl" zur WM einzuimpfen.

Böse Zungen behaupten ja, man könne Fußball nicht in einem kurzen Artikel erklären.

Ich liefere nur einen Auszug und lade zur erheiternden Komplett-Lektüre ein:

"Ein Spieler steht abseits, wenn er in der gegnerischen Hälfte des Feldes und der gegnerischen Torlinie näher als sowohl der Ball als auch der vorletzte Gegner ist."

Bitteschön!

PS: Die Weekend Post hatte noch einen lustigen Artikel.

Sonntag, 2. Mai 2010

Zecken on Tour

Saaaaaankt Paaauuuliiiiiiiiiiii!!!!!