Dienstag, 22. Februar 2011
Nächster Halt Weltherrschaft (Kauft Walmer’s Own!)
"Wir sind umgezogen", heißt es seit Kurzem bei Walmer's Own. Die Schülerzeitung, an deren Perfektion ich zusammen mit meiner reizenden Kollegin Racheal jeden Donnerstag arbeite, hat jetzt einen eigenen Redaktionsraum mit fünf Computern direkt im Masifunde-Büro-Haus. Dass wir die kargen Baracken der Walmer High School gegen diese schon fast professionelle Heimat eintauschen konnten, verdanken wir übrigens neben einer Reihe weiterer Spender auch den Vorstandsmitgliedern der Deutschen Journalistinnen und Journalisten Union (dju) in ver.di – die haben nämlich ihre alten Fachbuchbestände geschröpft, auf einem Buchbasar geopfert und hinterher eine Schicke Summe für die technische Ausstattung des Schülermagazins überwiesen. Vielen Dank dafür!
Damit auch ihr, verehrte drei Blog-Leser, was von dieser technischen Revolution habt, gibt es Walmer’s Own ab der nächsten Ausgabe auch digital – als E-Paper sozusagen. Für nur einen Euro im Monat auf unser Spendenkonto flattert jede Ausgabe unseres vierteljährlichen Magazins direkt in euren Posteingang, exakt in dem Moment, wenn sie auch in der Druckerei eintrifft. Die Vorteile: Ihr lernt Südafrika aus einer anderen Perspektive kennen und wir können erstens weitermachen und zweitens mehr (subventioniert verkaufte) Hefte drucken, um noch mehr Menschen in Walmer Township zu erreichen. Also, einfach Dauerauftrag über einen Euro einrichten an „Masifunde Bildungsförderung e.V., Spendenkonto: 160 585 6, Bankleitzahl: 509 500 68, Sparkasse Bensheim“ und Abo Walmer’s Own sowie die eigene Emailadresse (wegen Sonderzeichenverbot mit (at) statt @) in den Überweisungszweck schreiben.
Hier und hier stehen für Neugierige übrigens zwei alte Hefte zum Download.
Es dankt
Der große Verleger
PS: In ein paar Tagen bringe ich hier noch eine Geschichte über die Walmer’s Own Chefredakteurin unters Volk. Also weitersagen, der fünfte Leser bekommt einen Blumenstrauß.*
*Selbstabholer
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Samstag, 12. Februar 2011
Wenn ich hier nicht permanent blogge, hat das natürlich – wie könnte es anders sein – meist mit harter Arbeit zu tun, die anderswo ruft. Weil mir das kein Warzenschwein glaubt, versuche ich es jetzt einmal zu dokumentieren.
Symbolbild.
Es ist Donnerstag-Abend. Es könnte der erste Abend in meiner neuen Behausung werden, die ich am Vortag bezogen, aber dann zur Prime-Time doch lieber gegen ein Gemeinschaftsforum mit Filmvorführung zum Thema „Die Rolle der Gemeinschaft beim Klimawandel und der Begrünung unseres Planeten“ eingetauscht hatte. Und auch am zweiten Abend wird es nichts mit Heimlichkeit zwischen den nach wie vor wild umherliegenden Taschen und Koffern. Nachdem ich mir den Morgen mit dem Versand von wohlklingenden Themenvorschlägen vertrieben, unter Mittag mit einem halben Dutzend Verkäufer-Seelen um meine neue Matratze gefeilscht und anschließend im Stammlokal des lokalen ANC-Büros in grober Missachtung des Vorabends eine halbe, gut durch gekochte Kuh und ein dreiviertel Maisfeld verzehrt hatte, war zumindest schon einmal Halbzeit. Nachmittags durfte ich dann meine munter verstreute Schülerzeitungsredaktion auf den Straßen Walmer Townships einsammeln, weil die Lausebengels und -mädels sich nicht eine Woche lang merken können, wo sie sich wann treffen sollen, und sie anschließend in die heilige Halle des neuen Masifunde-Multimedia-Raums einweihen, der ab sofort unser Redaktionszuhause ist.
Nachdem ich nur Stunden vor dem ersten Rammstein-Auftritt in Kapstadt über das mit der Räumlichkeit einhergehende Regelwerk und die neue deutsche Härte referieren konnte, war auch endlich der Masifunde-Bus von der Inspektion zurück und ich konnte ohne das halbe Klassenzimmer auf der Rückbank die Fahrt zum Supermarkt antreten. Die war nötig, weil ich mir meinen nächsten Arbeitsplatz erst noch erkochen musste. Auf dem Programm stand nämlich die sehnsüchtig erwartete Rede zur Lage der Nation, mit der mich der ehrwürdige Staatspräsident Jacob Zuma auf gleich zwei von vier frei verfügbaren Fernsehkanälen begrüßen würde. Das Problem besteht nur darin, dass auch frei verfügbare Sender zum Empfang ein Empfangsgerät voraussetzen. Und weil ich den Besitz eines solchen ob der Qualität eben jener Sender für redundant halte, quartierte ich mich bei einer Kollegin ein – die dafür Wegezoll in Form von Verspeisbarem verlangte.
Als Zuma fertig war, all die ehrenwerten Gäste einzeln zu umschmeicheln und auch die ausländischen Journalisten ausdrücklich begrüßt hatte, waren auch die Nudeln al dente. Irgendwo zwischen all den positiven Programmankündigungen und gut gemeinten Versprechungen (die ich etwas ernsthafter hier niederschrieb) hat mich der Präsident dann allerdings schwer verwirrt. Er lobte sich für den Bau zweier neuer, klimaschonender Kohlekraftwerke, die später einmal dafür sorgen sollen, dass die Zeiten der geplanten, stadtteilweisen Stromabschaltungen am Kap nicht so schnell wiederkehren und die jetzt schon dafür sorgen, dass sich der ANC und einige seiner ehrenwerten Wirtschaftspartner über einen milliardenschweren Weltbank-Kredit so richtig schön die Konten füllen. Das soll ja auch alles so sein, genau dafür haben Biko, Hani und Co ja schließlich ihr Leben gegeben. Aber dann sprach Zuma davon, dass das Fußvolk auch weiterhin Strom sparen müsse, wegen der Umwelt und des ewigen Lichts und sowieso. Und noch ehe ich gehorsam den Fernseher auschalten wollte, sagte er das Unfassbare. Wir sollen tagsüber den Warmwasserboiler abstellen. Schockstarre. Das aus dem Mund eben jenes Mannes, der die heiße Dusche einst unsterblich machte. Für die Zukunft kann es da nur heißen: Aids oder Stromausfall. Für mich hieß es aber zunächst: Lachen unterdrücken, zuhören, mitschreiben. So oder so, das Leben ist hart.
Symbolbild.
Es ist Donnerstag-Abend. Es könnte der erste Abend in meiner neuen Behausung werden, die ich am Vortag bezogen, aber dann zur Prime-Time doch lieber gegen ein Gemeinschaftsforum mit Filmvorführung zum Thema „Die Rolle der Gemeinschaft beim Klimawandel und der Begrünung unseres Planeten“ eingetauscht hatte. Und auch am zweiten Abend wird es nichts mit Heimlichkeit zwischen den nach wie vor wild umherliegenden Taschen und Koffern. Nachdem ich mir den Morgen mit dem Versand von wohlklingenden Themenvorschlägen vertrieben, unter Mittag mit einem halben Dutzend Verkäufer-Seelen um meine neue Matratze gefeilscht und anschließend im Stammlokal des lokalen ANC-Büros in grober Missachtung des Vorabends eine halbe, gut durch gekochte Kuh und ein dreiviertel Maisfeld verzehrt hatte, war zumindest schon einmal Halbzeit. Nachmittags durfte ich dann meine munter verstreute Schülerzeitungsredaktion auf den Straßen Walmer Townships einsammeln, weil die Lausebengels und -mädels sich nicht eine Woche lang merken können, wo sie sich wann treffen sollen, und sie anschließend in die heilige Halle des neuen Masifunde-Multimedia-Raums einweihen, der ab sofort unser Redaktionszuhause ist.
Nachdem ich nur Stunden vor dem ersten Rammstein-Auftritt in Kapstadt über das mit der Räumlichkeit einhergehende Regelwerk und die neue deutsche Härte referieren konnte, war auch endlich der Masifunde-Bus von der Inspektion zurück und ich konnte ohne das halbe Klassenzimmer auf der Rückbank die Fahrt zum Supermarkt antreten. Die war nötig, weil ich mir meinen nächsten Arbeitsplatz erst noch erkochen musste. Auf dem Programm stand nämlich die sehnsüchtig erwartete Rede zur Lage der Nation, mit der mich der ehrwürdige Staatspräsident Jacob Zuma auf gleich zwei von vier frei verfügbaren Fernsehkanälen begrüßen würde. Das Problem besteht nur darin, dass auch frei verfügbare Sender zum Empfang ein Empfangsgerät voraussetzen. Und weil ich den Besitz eines solchen ob der Qualität eben jener Sender für redundant halte, quartierte ich mich bei einer Kollegin ein – die dafür Wegezoll in Form von Verspeisbarem verlangte.
Als Zuma fertig war, all die ehrenwerten Gäste einzeln zu umschmeicheln und auch die ausländischen Journalisten ausdrücklich begrüßt hatte, waren auch die Nudeln al dente. Irgendwo zwischen all den positiven Programmankündigungen und gut gemeinten Versprechungen (die ich etwas ernsthafter hier niederschrieb) hat mich der Präsident dann allerdings schwer verwirrt. Er lobte sich für den Bau zweier neuer, klimaschonender Kohlekraftwerke, die später einmal dafür sorgen sollen, dass die Zeiten der geplanten, stadtteilweisen Stromabschaltungen am Kap nicht so schnell wiederkehren und die jetzt schon dafür sorgen, dass sich der ANC und einige seiner ehrenwerten Wirtschaftspartner über einen milliardenschweren Weltbank-Kredit so richtig schön die Konten füllen. Das soll ja auch alles so sein, genau dafür haben Biko, Hani und Co ja schließlich ihr Leben gegeben. Aber dann sprach Zuma davon, dass das Fußvolk auch weiterhin Strom sparen müsse, wegen der Umwelt und des ewigen Lichts und sowieso. Und noch ehe ich gehorsam den Fernseher auschalten wollte, sagte er das Unfassbare. Wir sollen tagsüber den Warmwasserboiler abstellen. Schockstarre. Das aus dem Mund eben jenes Mannes, der die heiße Dusche einst unsterblich machte. Für die Zukunft kann es da nur heißen: Aids oder Stromausfall. Für mich hieß es aber zunächst: Lachen unterdrücken, zuhören, mitschreiben. So oder so, das Leben ist hart.
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