Freitag, 21. Januar 2011

Sonntag im Zoo



Nur einen Zoo gibt es in Südafrika noch. Als ich so durch das schattige Areal unter den herrlich grünen Bäumen in East London wandelte, kam mir der Gedanke, dass das auch gut so ist. Für umgerechnet 2,50 Euro geht’s rein in die Welt der verstörten Affen, Tiger und Wölfe. Sogar drei Schlangen sind hier in Glasboxen von der Größe eines mittleren Fernsehers ausgestellt. Eine kommt aus den Südstaaten der USA, eine ist heimisch und die dritte hat kein Namensschild mehr. Vermutlich handelt es sich um Thabo Mbeki. Kleiner Polit-Joke am Rande…





Die Giraffe erfreut sich neben ein paar Böckchen relativer Lauffreiheit. Man fragt sich lediglich, warum das Tier hier mitten in der Innenstadt, nur einen Katzenwurf von der Haupt-Minibus-Station entfernt, überhaupt ausgestellt wird, wo Giraffen doch auch in der näheren Umgebung in großer Zahl ihre langen Hälse in den Himmel strecken. Doch diese Frage müsste man sich dann auch bei der Kuh stellen, die ein paar Meter weiter neben dem Kamel auf der Wiese steht. Doch das sind Luxusprobleme. Die offensichtlich verhaltensgestörten Paviane haben es da in ihrem verdächtig nach außen verbogenen Käfig schon wesentlich schwerer. Während der Tiger wenigstens noch etwas Platz zum tigern hat und sich das kleine Rudel Wölfe in seinem schlauchförmigen Gehege immerhin auf und ab den obligatorischen Wolf laufen kann, erschloss sich mir nicht, ob das Nil-Krokodil nur zu faul oder in seiner Badewanne einfach des Platzes beraubt war, sich einmal umzudrehen. Ja, so ein Zoo ist schon eine tierfreundliche Einrichtung. Zumindest für die Kaninchen, die überall frei rumliefen und sich sichtlich über die Gefangenen lustig machten.









Man glaubt nun, das Leben der Tiere sei bereits hart genug. Doch weit gefehlt, es gibt ja noch die Zoo-Besucher. Ich habe noch nirgendwo Menschen so schamlos Affen mit Erdnüssen füttern, Giraffen mit Pullovern schlagen oder Raubkatzen mit plötzlichem Klatschen animieren sehen, wie in diesem Innenstadtidyll East Londons. Der Höhepunkt war allerdings die Familie mit drei Kindern, die dem Schimpansen tatsächlich ihre Pepsi zuwarfen. Gut, so konnte er wenigstens zwischen den beiden Marktführern für derlei Brausen wählen, denn Coca Cola war natürlich auch hier schon zuerst vertreten. Zumindest die Besucher haben es also verinnerlicht, das Motto, das die Toten Hosen einst besangen: „Hier sind wir frei, an einem Sonntag im Zoo.“

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