Samstag, 27. September 2008

U2

Und noch ne Umleitung: Weil ich diesen Blog nicht zum Fußball-Forum machen möchte, hab ich den Spielbericht vom heiß herbei gesehnten Walmer-Derby auf dem dafür viel besser geeigneten und außerdem sehr lesenswerten Sofa-Experten-Blog veröffentlicht. Hier geht's lang!

Donnerstag, 25. September 2008

Achtung Umleitung

Ich hatte es versprochen, der Text über die Exkursion ins Adventure Camp ist online und hier folgt der Link. Zwei Dinge, die hier rar sind, erwarten euch dort:

1. Eine Schreibe ohne diesen elenden selzreferentiellen, ironischen Unterton.
2. Acht Bilder auf einen Streich!

Da wird selbst dieses Fliegenfänger-Schneiderlein neidisch und untapfer, also:
AB GEHTS

Mittwoch, 24. September 2008

Hauptsache Chiefs

Gestern habe ich mir ein weiteres riesiges Stück Lebensqualität gesichert: Endlich wieder Fußball. Und das gleich im Doppelpack, doch der Reihe nach:

Gestern Abend stand zunächst das Spiel der Kaizer Chiefs gegen die Mamelodi Sundowns an. Die Chiefs sind ungefähr gleichauf mit den Orlando Pirates Südafrikas größter und auch populärster Club, die Sundowns sind aber auch recht groß, was dann dazu führte, dass dem Match hier im Township ziemlich entgegen gefiebert wurde.

Man muss dazu vielleicht wissen, dass südafrikanische Fußballfans mit europäischen nicht unbedingt zu vergleichen sind. Von welchem Team man Fan ist, hängt eigentlich nie von der Stadt ab, in der man wohnt. Port Elizabeth hat beispielsweise auch eine Erstligamannschaft, aber auf den Wänden der Hütten und Häuschen im Township sieht man nur die Embleme von den Chiefs und den Pirates. Auch die Rivalität ist rein sportlich, wirkliche Fanfeindschaften gibt es nicht.

Ich war jedenfalls mit Juice, der auch schon in jener denkwürdigen, just vergangenen Samstagnacht Teil der Crew war, in einem Shebeen zum Fußballgucken verabredet. Shebeens sind unlizenzierte aber doch irgendwie anerkannte Townshipkneipen, in denen der Drinkhallstyle geboren sein könnte. Ach so und diese Samstagnacht, hab ich da noch nicht von berichtet? Das war Absicht. Nur soviel: Nach dem Erwachen hielt auf unserer Küchenfensterbank ein von einem Pappaufsteller abgetrennter Jack-Daniels-Kopf Wache.

Aber zurück zum Kneipen-Fernsehabend. Erstmal liefen die Nachrichten, während derer irgendwelche Aussagen über den gerade zurückgetretenen Präsidenten Thabo Mbeki auf Xhosa stichpunktartig neben seinem Portraitbild aufgelistet wurden. Schon diese Prozedur begleiteten die anwesenden Leute – vermutlich in Einstimmung auf das Spiel – mit einigen „Ya man!“ und „Amen“. Worum es nun genau ging, weiß ich nicht, Juice meinte nur: „Politics“.

Mit Politics war dann auch ganz schnell Schluss, als die Aufstellungen der Teams auf der Bildröhre erschienen. Das Spiel war übrigens kein gewöhnliches, sondern ein Pokalfinale. Was für ein Pokal das war, schien allerdings irrelevant, wichtigste Zusatzinformation zu dem Kick– die ich bisher ungefähr von acht verschiedenen Leuten zu hören bekam – war, dass es um 8 Millionen Rand (circa 750 000 Euro) ging. Nun denn, wir einigten uns darauf, dass wir die Kohle auch alle gern hätten, orderten noch ein Pils (praktischerweise in 0,75 Liter Fläschchen, damit keiner vor der Halbzeit wegen Nachschub Unruhe macht) und dann ging’s los.

Das Spiel war eine Lehrstunde darin, wie man mit Torchancen nicht umgeht und endete trotz einiger Unsicherheiten beider Defensivreihen und Keeper 0:0. Die Verlängerung brachte auch nichts außer Spannung und vergebenen Chancen, ehe die Chiefs sich mit 4:3 nach Elfmetern durchsetzten. Das war voll nach dem Sinn der meisten Anwesenden und das Tornetz hatte sich noch nicht vom letzten Schuss beruhigt, da standen schon die Hälfte der Leute vor der Tür und tröteten mit ihren Trompeten um die Wette. Auf dem Weg nach Hause haben wir dann noch den einzigen verbliebenen Sundowns-Fan „getröstet“ („Maybe next time!“) und einen Frei-Vodka in einer anderen Shebeen auf dem Weg abgegriffen, ehe es rasch ins Bettchen ging, denn…

… ja, denn: Heute folgte Teil zwei des Fußballprogramms. In der Kneipe hatte Juice mich nämlich Bailey vorgestellt, dem Coach der Young Chiefs, einem lokalen Fußballverein. Ich erschrak dann aber doch leicht, als Bailey mir erstmal entschuldigend beibrachte, dass sie leider nichts bezahlen könnten. Also hab ich mal vorsichtshalber gefragt, in welcher Liga die Herren den spielen und siehe da, der mir zugedachte Verein spielt viertklassig. Trotzdem, zum Training heute um 16 Uhr sollte ich unbedingt kommen. In der Erwartung, die fußballerische Abreibung meines Lebens zu bekommen, bin ich dann da mal hin, aber eigentlich nur, um nicht zu kneifen. Doch so unglaublich hoch war das Niveau dann doch nicht. Die Jungs spielen schon einen schnellen und technisch auch echt guten Ball, aber ich würde sie auf Deutschland übertragen so zwischen Kreis- und Bezirksliga einordnen. Nach der Übung wurde ich jedenfalls direkt gekauft und morgen steht schon die nächste Einheit an. Ich bin gespannt und bleibe dran. Vielleicht wird’s ja doch noch was mit meiner Profi-Karriere…

PS: Falls sich jemand wundert, warum ich mich in der Woche in Shebeens herumtreiben und nachmittags kicken gehen kann: Heute war in Südafrika Heritage-Day, ein nationaler Feiertag. Und zu vererben hatte ich ja nix, da musste ich mir was anderes einfallen lassen.

Montag, 22. September 2008

Bebilder dir deine Meinung

Kurz eine Mitteilung in eigener Sache, auch wenn es mir leid tut:

Ich habe momentan einfach nicht so richtig viel Zeit, um schöne Bilder zu machen. Zudem ist es zumindest in der ersten Zeit auch nicht unbedingt die allerschlauste Idee, mit einer schönen, dicken Diggicam im Township im Quadrat zu springen. Da muss ich die genaue Linie zwischen zu ängstlich und zu naiv momentan auch erst noch finden und entscheide mich dann im Zweifel doch lieber für ersteres.

Das soll jetzt bitte niemanden beängstigen, ich fahre hier auf der anderen Seite auch aufm Fahrrad durch die Gegend, aber gut aussehende Technik weckt eventuell doch Begehrlichkeiten. Von daher gibt's erstmal nur einen Blick aus unserer Haustür. Weit schweifen lassen kann man den allerdings nicht:


Zum Thema Bilder fällt mir ansonsten nur noch der Abend in Kapstadt ein. Ich sag nur so viel: Guter Club, gute Musik, ordentlich was los, nach zweieinhalb Jahren wieder in der besten Stadt der Welt (Sorry, Bremen, aber Platz zwei ist auch ganz ordentlich!), nach zweieinhalb Jahren wieder Nonsense-Talk mit Simon (siehe Bild, also Simon, Quatsch-Reden kann man nicht sehen...) und ein kühles Black Label (ein richtig gutes Bier) für circa 55 Cent, tja und dann dieser Party-Fotograf. Ich bin und bleibe öffentlichkeitsgeil, aber fotogen.

Tja, und dann war da am Samstag noch der Ausflug mit den Kiddies auf eine Adventure-Farm, aber da will ich a) noch nicht vorgreifen und b) die Spannung schonmal auf die Masifunde-Seite lenken, auf der nämlich (dann natürlich hier verlinkt) dazu bald ein ausführlicher Bericht samt einiger Bilder folgt. Man bleibe gespannt.

Sonntag, 21. September 2008

Ja, er lebt noch!

Einen wunderschönen Sonntagabend verehrte Leserschaft,

eventuell vermissen Sie an dieser Stelle ein bis zwei Einträge der Marke "Uiuiui, bald geht's los! Ich bin ja schon so aufgeregt!". Tut mir leid, das ging nicht. Denn ich hatte dank meiner minutengenauen Reiseorganisation nicht wirklich Zeit aufgeregt zu werden, geschweige denn, dies im Netz kund zu tun. Und wenn man mal ganz ehrlich ist: Dieses obligatorische Geseier will eigentlich auch kein Mensch lesen.

Von daher gleich zu den bereits häufig nachgefragten Fakten:

1. Ja, ich lebe immer noch. Diese Information werde ich in Zukunft weglassen, da sie sich aus schreiberischer Aktivität meinerseits relativ leicht schließen lässt.

2. Ja, ich bin gut angekommen, denn obwohl zumindest eines der insgesamt drei Flugzeuge, in denen ich hier her gelangt bin, manchmal gewackelt hat, ist es keines runtergefallen. Ein besonderer Dank daher an seine Erbauer und Steuerer, wobei zumindest letztere ja auch ein relativ großes Eigeninteresse hatten. Aber trotzdem danke. Über den Service an Board lege ich jetzt mal das rote Flugzeugtuch des Schweigens, dass mir inzwischen als Fenstervorhang dient.

3. Ja, es gefällt mir hier. Wobei... wenn meine Nachbarn ihre herrliche House-CD, die seit heute Nachmittag in Endlosschleife läuft, nicht bald zurück in den Giftschrank legen, könnte sich das bald ändern. Lärmbelästigung ist in Südafrika momentan nämlich nicht das dringendste Problem, das eifrige Ordnungshüter angehen würden. Das ist eigentlich ja auch gut so, allerdings ist meine Wohngegend - vorsichtig ausgedrückt - nicht die ruhigste. Apropos Lokalität: Ich wohne in der Chris Hani Street in Port Elizabeths wohl geschichtsträchtigstem Township, Walmer. Hier ließen sich die ersten Bewohner einst mitten in einer wohlsituierten, damals per Gesetz der Apartheid-Regierung nur Weißen zugedachten Wohngegend nieder - und erkämpften sich so ihren Platz in Innenstadtnähe. Hier wohnte Steve Biko, zentrale Figur der südafrikanischen Black-Consciousness-Bewegung, bevor er später von der Polizei zu Tode gefoltert wurde. Und hier wohne nun für ein Jahr auch ich.

Wie das alles geht, wie ich hier wohne, was ich mache und warum ich überhaupt in einem Stadtteil wohnen kann, in den sich ein beträchtlicher Teil der weißen Südafrikaner nicht mal reintrauen würde, das alles werde ich hier demnächst mal häppchenweise aufschreiben. Dazu gibt's ne Portion Alltagsreport und Kuriositätenkabinett und dann sollte das eigentlich passen.

Ich hoffe, der ein oder andere bleibt dran, liest mit, sagt's weiter, kommentiert und fragt auch mal nach.

Munter!
Christian