Dienstag, 18. November 2008
Reisen und Speisen
Totenstille wird bald herrschen auf diesem Blog. Für die nächsten knapp zwei Wochen werde ich mich nämlich auf Reisen begeben und wenn es da nicht Internet und Langeweile regnet, wird von mir in der Zeit nichts zu hören sein. Danach dann aber versprochen und auf den Inhalt möchte ich euch auch schon mal anspitzen:
Es handelt sich nämlich nicht um eine gewöhnliche Urlaubsreise, die ich anpeile. Der Start wird noch simpel, ich steige in ein Flugzeug, hebe ab, versuche dabei aber auf dem Teppich zu bleiben und lande in Johannesburg wieder auf dem Boden der Tatsachen. Da die Tatsachen in Johannesburg so oft mit Taten zu tun haben, die kein Mensch miterleben will, werde ich Gangsters Paradise direkt nach meiner Landung gleich wieder verlassen. Ein Björn (DER Björn) wird kommen, ein Auto und den mir momentan noch unbekannten Martin dabei haben und mich sogleich verladen. In einem Rutsch geht’s dann nach Nelspruit, der Stadt vor den Toren des Krüger Nationalparks. Den werden wir dann am nächsten Morgen stürmen, dort Quartier beziehen, mit Elefanten flirten und mit Hyänen schmausen, ehe meine beiden Reisegefährten mich für einen Tag verlassen und zu einer Konferenz der Wasserminister Südafrikas, Botswanas, Zimbabwes und Mozambiques aufbrechen.
Die ist praktischer Weise auch in direkter Umgebung des Krügers, weshalb wir unsere Kräfte dann schon bald wieder bündeln und nach Mozambique aufbrechen.
In der Hauptstadt Maputo stehen dann weitere spannende Gespräche mit Botschaftern, Entwicklungsdienstlern und Journalisten an, gleiches gilt für das nächste Reiseziel, Swasiland. Dort treffen wir sogar den königlichen Wasserminister. Das aus meiner Sicht Gute an all diesen Treffen ist, dass ich Ihnen beiwohnen kann. Thema wird immer die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in der Wasserpolitik des südlichen Afrikas sein, darüber schreiben Björn und Martin nämlich gerade ihre Diplomarbeit. Schlau wie Oskar, hoffentlich etwas brauner als jetzt und mit dem guten Gefühl mal wieder den Fischmarkt in Maputo besucht zu haben, fahre ich dann mit den beiden zurück nach Pretoria, wo sich unsere Wege schließlich trennen.
Für die Jungs geht’s dann noch nach Johannesburg zu weiteren Gesprächen, ich streife die Stadt des Goldes nur kurz, während ich mich per Überland-Bus auf den Weg nach Kimberley mache. Dort besuche ich mit dem Straßenkinder-Heim Thusong ein anderes SAGE-Net-Projekt und die dazugehörigen Freiwilligen, die ich noch vom Vorbereitungsseminar kenne. Ein langes Wochenende habe ich Zeit um mir die Sehenswürdigkeiten der Stadt (zwei große Löcher, die Spuren der Diamantenjagd sind) und einfach mal Besucher zu sein. Naja, ganz Besucher bin ich dann doch nicht, ein Bisschen was schreiben werde ich wohl auch noch, man soll ja weder rasten noch rosten. Apropos rosten: Per Mini-Taxi und Bus geht’s dann wieder nach Port Elizabeth, wo ich am frühen Morgen des 1. Dezembers dann hoffentlich ausgeschlafen und wohl behalten ankomme. Aber wie gesagt, ich werde berichten.
Das war der Reisen-Teil, nun zum Speisen. Auch wenn es kaum jemand für möglich hält, es geht mir dieses Mal nicht um mein eigenes Essen. Ich erwähnte ja bereits in einem der früheren Einträge, dass ich in letzter Zeit ziemlich viele Supermärkte mit der Bitte um Essensspenden für unser Summer Camp besucht habe. Dabei sind auch einige Zusagen herausgekommen, nur wissen wir leider nicht, wie viel Essen das dann tatsächlich wird. Außerdem sieht es bei den Materialien für die Workshops auch noch ziemlich mau aus und das Zeltplatzteam arbeitet natürlich auch nicht für einen warmen Händedruck. Ergo: Wir brauchen liquide Mittel, um uns mit dem Camp nicht doch noch ein Loch in den Etat zu reißen, beziehungsweise, um dafür zu sorgen, dass die Kinder ihren einzigen Urlaub im Jahr nicht auf totaler Sparflamme verbringen müssen. Daher dachte ich mir, ich haue euch mal an, ob ihr nicht nochmal in der Spardose nach dem einen oder anderen Taler suchen könnt. Macht „Saufen-für-Südafrika“-Partys, zieht den Hütchen-Spieler von nebenan mal richtig über den Teller oder verkauft endlich Herrn Vranjes – was auch immer Kohle bringt, erntet großen Dank. Wer dafür ist, spende seine gesammelten Werke, und wenn es sich dabei nur um einen Tacken pro Nase handelt, an:
Spendenkonto Masifunde Patenschaften e.V.
Kontonummer 160 585 6
Bankleitzahl 509 500 68
Sparkasse Bensheim.
Schreibt in den Betreff einfach „Summer Camp“ und ich sage euch dann, ob wir im Stande waren, uns ne richtig gute Zeit zu machen. Verdient hätten es die Kleinen nämlich mal.
Steuerzahlende Musterbürger können übrigens auch eine Quittung erfragen und damit die alljährliche Zahlung ans Finanzamt reduzieren. Die Frage, wo das Geld besser aufgehoben ist, lasse ich an dieser Stelle mal offen, garantiere noch, dass ich die Spendenverwendung persönlich überwachen werde und verabschiede mich zum Kofferpacken. Bis bald!
PS: Falls sich jemand fragte, woher die Bilder schon vor der Reise kamen: Archiv 2006…
Sonntag, 9. November 2008
Keine Rettung
Die nun folgende Geschichte verleitete meinen Fußball-Trainer Bailey dazu, sich ungefähr dreißig Sekunden lang laut lachend mit gehaltenem Bauch wie ein Welpe im Gras zu wälzen. Diese letzte Episode in meiner nicht enden wollenden Echtzeit-Drama-Komödie „Leben in Walmer Township“ trug sich am vergangenen Dienstag zu.
Arbeitsbedingt schaffe ich es eigentlich nie wirklich pünktlich zum Training zu kommen. Das ist nicht weiter schlimm, weil meine Lesart von Pünktlichkeit hier noch unter überdurchschnittlicher Zuverlässigkeit zu verbuchen ist. Dennoch nutze ich die Strecke zum Fußballplatz immer gleich, um meiner Muskulatur eine gewisse Grundwärme zuzuführen. Da der Trainingsplatz am Rande des Townships liegt, lief ich also die Straße herunter, die meinen Stadtteil begrenzt. In Sportsachen, Turnschuhen und mit einem Beutel mit Fußballschuhen in der Hand joggte ich am Straßenrand, den Fußballplatz bereits in Sichtweite, als hinter mir ein Auto hupte. Ein Jeep-Fahrer verlangsamte und wollte mir wild gestikulierend irgendetwas mitteilen. Nach einem kurzen Moment der Verwirrung verstand ich sein Anliegen dann auch: Der Mann wollte seinen weißen Bruder aus den Fängen des Townships retten. Kann ja nicht angehen, dass der arme Junge hier – vermutlich auf der Flucht vor marodierenden Horden – die Straße entlang hetzen muss. Ich mache also die Tür auf und sage ihm, „keine Sorge, mir geht’s gut, ich wohne hier, ich laufe nur grad zum Training da vorne“. Eine verbale Reaktion seinerseits kam wenn überhaupt nur noch sehr stockend und nicht wirklich verständlich, die Augen weiteten sich jedoch beträchtlich und mit etwas Platz zwischen den Lippen fuhr der Mann davon. Er ließ mich zurück mit Frage, ob ich ihn nun vorrangig als hilfsbereit oder als paranoid und vorurteilsbehaftet einschätzen sollte – und mit einem Bailey in einer Mischung aus Trainings- und Grastarnanzug.
Arbeitsbedingt schaffe ich es eigentlich nie wirklich pünktlich zum Training zu kommen. Das ist nicht weiter schlimm, weil meine Lesart von Pünktlichkeit hier noch unter überdurchschnittlicher Zuverlässigkeit zu verbuchen ist. Dennoch nutze ich die Strecke zum Fußballplatz immer gleich, um meiner Muskulatur eine gewisse Grundwärme zuzuführen. Da der Trainingsplatz am Rande des Townships liegt, lief ich also die Straße herunter, die meinen Stadtteil begrenzt. In Sportsachen, Turnschuhen und mit einem Beutel mit Fußballschuhen in der Hand joggte ich am Straßenrand, den Fußballplatz bereits in Sichtweite, als hinter mir ein Auto hupte. Ein Jeep-Fahrer verlangsamte und wollte mir wild gestikulierend irgendetwas mitteilen. Nach einem kurzen Moment der Verwirrung verstand ich sein Anliegen dann auch: Der Mann wollte seinen weißen Bruder aus den Fängen des Townships retten. Kann ja nicht angehen, dass der arme Junge hier – vermutlich auf der Flucht vor marodierenden Horden – die Straße entlang hetzen muss. Ich mache also die Tür auf und sage ihm, „keine Sorge, mir geht’s gut, ich wohne hier, ich laufe nur grad zum Training da vorne“. Eine verbale Reaktion seinerseits kam wenn überhaupt nur noch sehr stockend und nicht wirklich verständlich, die Augen weiteten sich jedoch beträchtlich und mit etwas Platz zwischen den Lippen fuhr der Mann davon. Er ließ mich zurück mit Frage, ob ich ihn nun vorrangig als hilfsbereit oder als paranoid und vorurteilsbehaftet einschätzen sollte – und mit einem Bailey in einer Mischung aus Trainings- und Grastarnanzug.
Samstag, 8. November 2008
Das Wort zum Samstag
Dienstag, 4. November 2008
Umleitung nach links
Wer den politischen Doktor Selzsam in Reinform erleben will, betrachte die junge Welt von gestern*. Ich habe meine rare freie Zeit genutzt, um einen Korrepondentenbericht über die Hintergründe des Spaltungsprozesses im African National Congress zu schreiben. Eine Gruppe von Abtrünnigen, die sich erst South African National Congress nennen wollte, das dann aber nicht durfte (diese Detail-Information ist schon wieder frischer als der Artikel...), löst hier nämlich momentan relativ viel Lärm aus, aber politisch gesehen weiß so recht niemand warum. Meinen Erklärungsversuch gibt es hier.
*Leider habe ich heute erst von der Veröffentlichung erfahren, weil die Seite der jungen Welt hier gestern nicht erreichbar war. Ich hoffe, der Link hält diesmal etwas länger, als der zum Weser-Kurier neulich.
*Leider habe ich heute erst von der Veröffentlichung erfahren, weil die Seite der jungen Welt hier gestern nicht erreichbar war. Ich hoffe, der Link hält diesmal etwas länger, als der zum Weser-Kurier neulich.
Samstag, 1. November 2008
Und es hat Zoom gemacht
Ich habe es zwar nur einmal und nicht tausend Mal probiert, trotzdem wird morgen mein Artikel über zwei von Masifunde geförderte Schüler auf der Zoom-Seite des Weserkuriers am Sonntag erscheinen. Also kauft diese schöne Zeitung und erwähnt dabei unauffällig, dass ihr es nur wegen mir getan habt... ;-)
Nein, im Ernst: Wer etwas über den Schulalltag der Township-Kids auf reichen Schulen, ihre Integration in eine völlig andere Welt und die Probleme der Kinder auf Townshipschulen wissen möchte, dem dürfte der Text einige Antworten geben. Genug der Eigenwerbung.
PS: Hier der Link
Nein, im Ernst: Wer etwas über den Schulalltag der Township-Kids auf reichen Schulen, ihre Integration in eine völlig andere Welt und die Probleme der Kinder auf Townshipschulen wissen möchte, dem dürfte der Text einige Antworten geben. Genug der Eigenwerbung.
PS: Hier der Link
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