Die nun folgende Geschichte verleitete meinen Fußball-Trainer Bailey dazu, sich ungefähr dreißig Sekunden lang laut lachend mit gehaltenem Bauch wie ein Welpe im Gras zu wälzen. Diese letzte Episode in meiner nicht enden wollenden Echtzeit-Drama-Komödie „Leben in Walmer Township“ trug sich am vergangenen Dienstag zu.
Arbeitsbedingt schaffe ich es eigentlich nie wirklich pünktlich zum Training zu kommen. Das ist nicht weiter schlimm, weil meine Lesart von Pünktlichkeit hier noch unter überdurchschnittlicher Zuverlässigkeit zu verbuchen ist. Dennoch nutze ich die Strecke zum Fußballplatz immer gleich, um meiner Muskulatur eine gewisse Grundwärme zuzuführen. Da der Trainingsplatz am Rande des Townships liegt, lief ich also die Straße herunter, die meinen Stadtteil begrenzt. In Sportsachen, Turnschuhen und mit einem Beutel mit Fußballschuhen in der Hand joggte ich am Straßenrand, den Fußballplatz bereits in Sichtweite, als hinter mir ein Auto hupte. Ein Jeep-Fahrer verlangsamte und wollte mir wild gestikulierend irgendetwas mitteilen. Nach einem kurzen Moment der Verwirrung verstand ich sein Anliegen dann auch: Der Mann wollte seinen weißen Bruder aus den Fängen des Townships retten. Kann ja nicht angehen, dass der arme Junge hier – vermutlich auf der Flucht vor marodierenden Horden – die Straße entlang hetzen muss. Ich mache also die Tür auf und sage ihm, „keine Sorge, mir geht’s gut, ich wohne hier, ich laufe nur grad zum Training da vorne“. Eine verbale Reaktion seinerseits kam wenn überhaupt nur noch sehr stockend und nicht wirklich verständlich, die Augen weiteten sich jedoch beträchtlich und mit etwas Platz zwischen den Lippen fuhr der Mann davon. Er ließ mich zurück mit Frage, ob ich ihn nun vorrangig als hilfsbereit oder als paranoid und vorurteilsbehaftet einschätzen sollte – und mit einem Bailey in einer Mischung aus Trainings- und Grastarnanzug.
Sonntag, 9. November 2008
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4 Kommentare:
Diese Geschichte eignet sich doch wunderbar, um mal wieder das schöne Sprichwort "Das Gegeneil von gut ist gut gemeint" auszupacken.
Um des Flying Spaghetti Monsters Willen ...
Was hat der gute Mann den eigentlich selbst in der so gefährlichen Gegend gewollt? (Auch wenn er sicherheitshalber ein Auto um sich rum hatte.)
Ja, das liegt an der eigenmächtigen Errichtung dieses Townships durch seine frechen Einwohner, die sich einfach mitten in einer Ihnen damals gar nicht zugedachten Gegend niedergelassen und nie wieder vertreiben lassen haben. Somit müssen jetzt reiche Menschen aus villenartigen Gehöften in Meeresnähe direkt an der Townshipkante entlang fahren, wenn sie in Richtung Stadt wollen. Eine Tragik...
ohja... das kenne ich hier in Botswana auch, die verstehen das immer nicht wieso die "reichen Weißen" laufen wollen :) too hot ;)
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