Mittwoch, 24. Februar 2010

Kalte Dusche für Zuma



Mir ist neulich eine alte Sunday Times von letzter Woche in die Hände gefallen, die mir offenbarte, dass die Dusche zurück ist. „Die Dusche“ hat der beste Karikaturist Südafrikas, Zapiro, einst auf Jacob Zumas Kopf installiert, als dieser noch nicht Präsident war und vor Gericht die unrühmliche Aussage produzierte, er habe nach dem Geschlechtsverkehr mit einer HIV-positiven Frau heiß geduscht, um eine Ansteckung zu verhindern.
Nachdem Zuma im Präsidentenamt anfangs eine ganz erquickliche Arbeit ablieferte, nahm Zapiro – medial viel beachtet – die Brause von seinem Kopf. Das galt auch als Zeichen des Respekts, der im ganzen Land für Zuma wuchs. Nachdem der Präsident nun – schlechtes Timing, ziemlich direkt vor seiner Rede an die Nation – zugeben musste, mit der Tochter eines Freundes im Rahmen einer Affäre sein offiziell zwanzigstes Kind gezeugt zu haben, schwand der Respekt ins Nichts. Die Südafrikaner, die sich anhand des schleichenden Veränderungsprozess sowieso bereit fragten, was ihr Präsident eigentlich den ganzen Tag macht, glauben es nun zu wissen.
Besonders peinlich wurde die Angelegenheit für Zuma, als er in besagter Rede zur Parlamentseröffnung standesgemäß auch die Verdienste der WM-Organisatoren zu würdigen hatte. Zu denen gehört nämlich auch sein Freund und jetziger Opa seines Kindes, Irvin Khoza. Als er diesem namentlich weiterhin viel Erfolg wünschte, brach in einigen Teilen der Parlamentsreihen sogar offenes Gelächter aus. Auch Zumas Ansatz des Nationbuilding, in Südafrika aufgrund der ethnischen Differenzen ja nach wie vor ein heikles Thema, wurde von vielen amüsant falsch verstanden.
Leadership? Vorbildfunktion? Respektsperson? Vater der Nation? Nun gut, letzteres in zunehmenden Maße, sonst ist von Zumas präsidentieller Strahlkraft momentan nicht viel übrig.
Und wer den Schaden hat, braucht für den Spott bekanntlich nicht zu sorgen. Zapiro hat deswegen nochmal nachgelegt. Hervorragend.

Samstag, 20. Februar 2010

Kein Black Metal

Seit langer Zeit kam ich am Mittwoch endlich mal wieder in den Genuss eines guten Live-Konzerts. Die BLK JKS (sprich: Black Jacks) bereicherten die Kulturwüste Eastern Cape mit mehr als nur einem Tropfen heiligen Rock’n’Roll-Wassers. Die vier Jungs aus Johannesburg spielen einen recht emotionalen, melodischen, bisweilen aber trotzdem recht progressiven Indie-Rock mit unverkennbarem südafrikanischem Einfluss. Sehr empfehlenswert das Ganze und laut lokaler Presse hat die Band auch schon einen Vertrag mit einem US-Label, vielleicht kommt man daher auch in Europa etwas leichter an die Platten. Ich bin mir zwar bewusst, dass die USA nicht zu Europa gehören, aber wer trotzdem ein Album der Band im Plattenladen erspäht, der greife zu!

Ich bin noch nicht im Besitz eines Silberlings, denn die Ansage nach dem Gig war ähnlich erfrischend selbstironisch, wie der Auftritt zuvor: „We have CDs. (Pause) Not here, but in many record stores.“ In Anbetracht der Tatsache, dass die Band südafrikaweit ziemlich bekannt ist, eine glorreiche Aussage…

Apropos Berühmtheit: Dank der Berichterstattung des Daily Dispatch ist auch die meine gestiegen. Wer mich in der Bilderserie entdeckt, darf den ganzen Artikel lesen: Daily Dispatch.

Wirklich gelungen fand ich den Text übrigens nicht, denn der Autor, der die meiste Zeit direkt neben uns saß, bemängelt zunächst, dass seiner Meinung nach der weiße Teil des Publikums nur da war, um zu überprüfen, ob Schwarze tatsächlich rocken können. Das ist allerdings ob der bereits erwähnten Bekanntheit, die die Band bereits genießt, ziemlich unwahrscheinlich. Darüber hinaus schreibt der Mann danach auch selbst nahezu ausschließlich über das „Phänomen“ von Musikern, die nicht im ihrer Hautfarbe zugeordneten Genre unterwegs sind und würdigt das wirklich energetische Konzert, dass er selbst sah, fast überhaupt nicht.

Hätte er zudem im Publikum etwas genauer hingeschaut, wäre ihm ersichtlich geworden, dass es gar kein weißes und schwarzes Lager gab, sondern die Cliquen in sich völlig durchmischt waren. Das gleiche Phänomen ist mir übrigens neulich auch im Fußballstadion in Kapstadt und sogar im Restaurant in Gugulethu (dem ersten Top-100-Restaurant in einem Township) aufgefallen. Ich will ja nichts zu rosa malen und sicherlich hat Südafrika noch viel Wegstrecke vor sich, aber wenn ich die Entwicklung des „Regenbogens“ mit 2005, meinem ersten Südafrika-Jahr, vergleiche, dann hat sich doch schon viel getan. In Europa mag man das für normal halten und weil sich Schulen, Sportvereine, Arbeitskollegien und vieles mehr immer stärker durchmischen, ist das auch irgendwo logisch, aber nach Jahrhunderte langer Rassenunterdrückung und mehr als 40 Jahren institutionalisiertem Rassismus, kann man auch einfach mal dasitzen und denken: Schön.

PS: Hier noch eine Plattenkritik von laut.de.

Donnerstag, 11. Februar 2010

Lorbeer prasselt nieder

Verehrte Leserschaft, sobald Ihr diese Zeilen lest, wandelt ihr auf hochgradig gelobtem Boden.
Die Blogger von YuccaTree haben eine Liste der "125 traumhaften deutschen Blogs" erstellt und selzsamer Weise ist mein Machwerk dabei.

Es soll mir Ansporn sein, künftig in völliger Selbstüberschätzung und Champagner-Seeligkeit durch die Welt zu stolzieren. Nee, das wollte ich doch jetzt gar nicht schreiben.

Wie dem auch sei, der folgende Link führt zur Gesamtliste. Für alle die, die noch Zeit für die anderen 124 Blogs haben... der YuccaTree.

Höllische Witze

Da Präsident Jacob Zuma neulich zugeben musste, dass er mit der Tochter eines Freundes sein offiziell 20. Kind hat, kursieren in Südafrika derzeit neben Kritik an seiner fragwürdigen Vorbildrolle im Kampf gegen HIV/Aids jede Menge Witze über den liebestollen Präsidenten. In die Debatte, wie weit kulturelle Selbstbestimmung (Zumas Hauptargument) gehen sollte, wie weit die Privatsphäre für Regierungsoberhäupter reichen muss und wo die Verantwortung als Vorbildperson für einen Präsidenten anfängt, möchte ich mich gar nicht groß einmischen. Nehmen wir's humorvoll:

Der Papst und Jacob Zuma sterben am gleichen Tag und aufgrund einer Verwechselung kommt der Papst in die Hölle und Jacob Zuma in den Himmel.

Der Papst erklärt dem Verwaltungsangestellten in der Hölle die Situation und nachdem er die Papiere überprüft hat, gibt der den Fehler zu. "Wie auch immer", sagt der Verwalter, "wir können den Fehler erst in 24 Stunden beheben."

Am nächsten Tag wird der Papst gerufen und das Höllen-Personal wünscht ihm alles Gute. Auf dem Weg nach oben trifft der Papst Jacob Zuma, der gerade vom Himmel herunter kommt, und die beiden stoppen für ein kleines Schwätzchen.

"Sorry für die Verwechselung", entschuldigt sich der Papst.
"Kein Problem", antwortet Zuma.
Papst: "Ich freue mich wirklich unheimlich, in den Himmel zu kommen."
Zuma: "Warum?"
Papst: "Mein ganzes Leben wollte ich die Jungfrau Maria treffen."
Zuma: "Du bist einen Tag zu spät."

Dienstag, 9. Februar 2010

Lesestoff aus Harzer Gefilden



Einen halben Tag lang war ich im Herbst mit der Rangerin Birgit Patzelt im Nationalpark Harz unterwegs. In der Rangliste meiner angenehmsten Interviews liegt unser Gespräch auf Wanderwegen, Moorstegen und Klippenpfaden ganz weit vorn und nun ist auch das Portrait dieses spannenden aber auch anstrengenden Berufs auf ZEIT online erschienen. Hier geht's zum Artikel.

Die größten Taxi-Slogans aller Zeiten II

Und es geht noch tiefer: "Paradise 4 Teens" prangte über der Frontscheibe eines Taxis, gesichtet in Wynberg, Kapstadt.
Da fragt man sich schon, ob der Fahrer nur nicht wusste, wie man "pädophil" schreibt. Ein Bekannter erzählte mir neulich eine Story, der zufolge ein Mann vor Gericht stand, weil er einen Taxifahrer angehalten und tätlich angegriffen hatte. Der Grund: Der Slogan "Don't laugh at my taxi. Your daughter could be inside" hatte den Familienvater zur Weißglut getrieben.
Um Vorurteilen vorzubeugen: Die hier dargestellten Slogans sind mit Abstand der Tiefpunkt des "guten Geschmacks", die allermeisten Taxis sind einfach normale Minibusse mit normalen Minibusfahrern.

Montag, 1. Februar 2010

Neue Serie: Die größten Taxi-Slogans aller Zeiten

Minibustaxis sind ein Phänomen in Südafrika. Sie stemmen im Wesentlichen den öffentlichen Nahverkehr und sind sogar auf langen Überlandstrecken unterwegs. Für ihre immer mal wieder gewalttätigen Streiks sind die Fahrer-Vereinigungen berühmt und berüchtigt, die Taxi-Lenker gelten als Verkehrs-Rowdies und sind nicht nur in den Townships als harte Jungs respektiert und teilweise gefürchtet. Ihr Fahrstil hat ihnen unter den anderen Verkehrsteilnehmern Geringschätzung eingebracht, dennoch dürften die privilegierten Autofahrer Südafrikas froh sein, dass nicht all die Menschen, die in den Taxis sitzen, eigene Wagen fahren. Dann wären die Straßen nämlich hoffnungslos verstopft.
Hinter all den Legenden steckt aber eine einfache und nicht immer glorreiche Realität. Die Minibustaxi-Fahrer arbeiten meist auf eigene Rechnung oder sind Teil eines Kleinunternehmens. Dann ist meist der Chef irgendwie zu etwas Geld gekommen, hat ein einen Minibus angeschafft und vermietet diesen an den Fahrer, der dann mit Selbstausbeutung noch was für die eigene Tasche rausholen kann. Geregelte Arbeitsverhältnisse? Überprüfungen? Verkehrstauglichkeit? Ruhezeiten? Das reguliert der Markt. Oder eben nicht.
Das Minibus-Taxiwesen war einst gewollte Politik des regierenden ANC, der unter Mandela und Mbeki nahezu keine neoliberale Agenda ausgelassen hat, um der ganzen Welt zu beweisen, dass der ANC keine sozialistische Bewegung ist. Warum also nicht auch den Nahverkehr in die Hände von Selbständigen geben? Nunja, vielleicht deshalb, weil das oberste Ziel von Unternehmern eben doch nicht Versorgung sondern ein Plus auf dem eigenen Konto ist. Das Fehlen von Fahrplänen und ein höchst selektives Routennetz sind dabei noch die kleineren Probleme. Kurz vor der WM fiel den großen Planern in der Politik nämlich auf, dass die rollenden Ich-AGs es auch mit der Sicherheit und den Verkehrsregeln nicht immer so ganz genau nehmen. Also machte der Staat eine völlige Kehrtwende und plante die Einführung eines Schnellbussystems. Dagegen liefen natürlich die Taxifahrer Sturm, die ihre einst staatlich garantierten Arbeitsplätze völlig zu recht gefährdet sahen. Einige hatten sich nämlich für die Anschaffung eines Minibusses als Startkapital massiv verschuldet, andere ernähren mit ihrer Arbeit ganze Großfamilien. Es kam daher zu massiven Streiks, doch die Regierung blieb bei ihrer Wende. Sollte die Minibustaxi-Industrie aber wirklich mehr und mehr von der Bildfläche verschwinden, würde in Südafrika auch ein Stück öffentliche Kommunikation verloren gehen. Gemeint ist damit nicht nur das permanente Geschrei und Gepfeife des halb aus dem Fenster des fahrenden Taxis hängenden Rufers, der Kunden anlocken will. Ich würde auch die bisweilen unfassbar flachen Sprüche, die die Fahrer sich auf ihre Minibusse kleben lassen, vermissen.
Ihnen will ich in den nächsten Wochen und Monaten eine Serie widmen. Die größten Taxi-Slogans aller Zeiten. Den Anfang macht ein Taxi, dass sich neulich vor mir durch Port Elizabeths Stadtteil North End bewegte:
„Taxis are like girls. If you miss one, you take another one around the corner.“

Bald singt für Sie noch tiefer: Das Niveau.