Samstag, 20. Februar 2010

Kein Black Metal

Seit langer Zeit kam ich am Mittwoch endlich mal wieder in den Genuss eines guten Live-Konzerts. Die BLK JKS (sprich: Black Jacks) bereicherten die Kulturwüste Eastern Cape mit mehr als nur einem Tropfen heiligen Rock’n’Roll-Wassers. Die vier Jungs aus Johannesburg spielen einen recht emotionalen, melodischen, bisweilen aber trotzdem recht progressiven Indie-Rock mit unverkennbarem südafrikanischem Einfluss. Sehr empfehlenswert das Ganze und laut lokaler Presse hat die Band auch schon einen Vertrag mit einem US-Label, vielleicht kommt man daher auch in Europa etwas leichter an die Platten. Ich bin mir zwar bewusst, dass die USA nicht zu Europa gehören, aber wer trotzdem ein Album der Band im Plattenladen erspäht, der greife zu!

Ich bin noch nicht im Besitz eines Silberlings, denn die Ansage nach dem Gig war ähnlich erfrischend selbstironisch, wie der Auftritt zuvor: „We have CDs. (Pause) Not here, but in many record stores.“ In Anbetracht der Tatsache, dass die Band südafrikaweit ziemlich bekannt ist, eine glorreiche Aussage…

Apropos Berühmtheit: Dank der Berichterstattung des Daily Dispatch ist auch die meine gestiegen. Wer mich in der Bilderserie entdeckt, darf den ganzen Artikel lesen: Daily Dispatch.

Wirklich gelungen fand ich den Text übrigens nicht, denn der Autor, der die meiste Zeit direkt neben uns saß, bemängelt zunächst, dass seiner Meinung nach der weiße Teil des Publikums nur da war, um zu überprüfen, ob Schwarze tatsächlich rocken können. Das ist allerdings ob der bereits erwähnten Bekanntheit, die die Band bereits genießt, ziemlich unwahrscheinlich. Darüber hinaus schreibt der Mann danach auch selbst nahezu ausschließlich über das „Phänomen“ von Musikern, die nicht im ihrer Hautfarbe zugeordneten Genre unterwegs sind und würdigt das wirklich energetische Konzert, dass er selbst sah, fast überhaupt nicht.

Hätte er zudem im Publikum etwas genauer hingeschaut, wäre ihm ersichtlich geworden, dass es gar kein weißes und schwarzes Lager gab, sondern die Cliquen in sich völlig durchmischt waren. Das gleiche Phänomen ist mir übrigens neulich auch im Fußballstadion in Kapstadt und sogar im Restaurant in Gugulethu (dem ersten Top-100-Restaurant in einem Township) aufgefallen. Ich will ja nichts zu rosa malen und sicherlich hat Südafrika noch viel Wegstrecke vor sich, aber wenn ich die Entwicklung des „Regenbogens“ mit 2005, meinem ersten Südafrika-Jahr, vergleiche, dann hat sich doch schon viel getan. In Europa mag man das für normal halten und weil sich Schulen, Sportvereine, Arbeitskollegien und vieles mehr immer stärker durchmischen, ist das auch irgendwo logisch, aber nach Jahrhunderte langer Rassenunterdrückung und mehr als 40 Jahren institutionalisiertem Rassismus, kann man auch einfach mal dasitzen und denken: Schön.

PS: Hier noch eine Plattenkritik von laut.de.

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