Montag, 16. Februar 2009
Selz gegen Fels
Es ist zwar schon eine Weile her, zwei Wochen, um genau zu sein, aber die folgende Fotostrecke, die in Anbetracht ihrer bewegenden Aussagen sicherlich auch bald beim World Press Foto Award in den heiligen Hallen von Gruner + Jahr in Hamburg zu sehen sein wird, und deren Emotionsgehalt höher ist, als dieser überhaupt nicht verkapselte Einleitungssatz lang, wollte ich Euch, verehrte Leserschaft, nicht vorenthalten.
Das Ereignis von Weltformat, um das es hier geht, trug sich im legendären Zwischenseminar zu, dass kleine Weltwärts-Freiwillige wie ich besuchen dürfen und müssen – oder müssen und dürfen, die Experten sind sich da nicht ganz einig. Ich jedenfalls wollte sehr gern, zumal der Ort des Geschehens Kapstadt (siehe auch: → Stadt, schönste der Welt) war. Um uns ganz auf die Inhalte des Seminars besinnen zu können, verbrachten wir die drei Tage Wochenende dieses einwöchigen Seminars allerdings fernab wesentlicher Zivilisation in einem Naturreservat in den Bergen, drei Autostunden von Kapstadt entfernt. Nun sind die Samstagabende auf der Long Street nicht unbedingt das Langweiligste, was man auf Erden erleben kann, weswegen ich anlässlich der Ankündigung dieses Ausflugs zugegebenermaßen nicht nur reine Freude verspürte. Es ist auch tatsächlich tendenziell fies, wenn Freunde einem dann per SMS mitteilen, dass man sich fertig machen soll, weil in zwei Stunden die und die Bands in der und der Bar spielen würden und man gerade in sein Tourtagebuch schreibt, welche Auswirkungen auf das persönliche Teamgefühl die nachmittägliche Klettertour hatte. Trotzdem, auf der anderen Seite ist so eine Bergtour verdammt erholsam, man kriegt den Kopf extrem frei, wenn man sich für Stunden einfach nur von einer Klippe mitten im Nichts den nächtlichen Sternenhimmel anschaut, der sich in einer Klarheit erschließt, die Wahl-Stadtkinder wie ich schon kaum noch kannten. Und in Kapstadt ist auch der Montagabend noch so partytauglich wie drei komplette Wochenenden in Port Elizabeth zusammen. Oder vier. Doch darum geht es hier auch gar nicht, es geht um die bereits erwähnte Klettertour.
Auf dem Bogen, den der Veranstalter der Tour vorher unterschrieben haben wollte, um sämtliche Todesfälle, Invaliditäten und sonstige Gebrechen im Nachhinein auf unsere eigene Verantwortung abschieben zu können, wie man das als Veranstalter eben macht, hatte ich noch brav und ehrlich mein Kreuz bei Höhenangst gemacht. Als ich dann lang und breit über die Sicherheit der Seile, Helme und Karabiner aufgeklärt worden war, die uns an der Felswand vor dem Sturz in die Tiefe bewahren würden, hielt ich meine Angst allerdings doch für rational ziemlich unbegründet. Kaum zwei Meter höher sah mein Körper das dann allerdings wieder komplett anders und zwang mich, mit vor Angstschweiß triefenden Händen auf den kurzen Seilweg zurück nach Mittelerde. Schöner Mist, dachte ich mir und sah den anderen fortan zu, wie sie mit meist verblüffender Leichtigkeit die Klippe empor schwebten. Oder so ähnlich. Nein, natürlich gab es noch mehr so kletterbegabte Menschen wie mich, aber nach einem ordentlichen Mittagessen am Felsen sollte all das nicht mehr als Ausrede gelten. Wenigstens den leichteren der zwei Wege auf die Klippe wollte ich mich hoch hangeln.
Dass das tatsächlich klappte und mit welch glorreichem Kraftakt, mit welchen unfassbaren Emotionen und welchem unaufhaltbarem Elan all das geschah, kann jedoch kein Text wiedergeben. Daher hier die Bilder. Man sieht mich darauf übrigens noch mit voller Haarpracht. Diese ist inzwischen wesentlich dezimiert, was noch eine Geschichte für sich war. Die erzähle ich aber ein anderes Mal.
Erstmal ordentlich vergurten. Schließlich lauert der Tod mit 9,81 Metern pro Quadratsekunde, der olle Schlingel.
Da soll der Helm hin.
Das muss doch irgendwie passen...
Fertig. Na dann auf in den Kampf!
Auch das Sicherungsteam strotzt vor Elan.
Der hundsgefährliche Einstieg in die Wand des Grauens.
Ein Überhang nahm überhand.
Im Stile eines Bergleoparden...
Glaubt mir, das Bild täuscht, ich bin oben. Es war mir leider aus Sicherheitsgründen nicht genehmigt, mich auf die Klippe zu setzen.
In den Seilen hängen.
So sehen Helden aus!
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2 Kommentare:
Schönen Gruß vom Franz..
in dem Unterhemd siehst du aus wie der junge John McClain.
Wobei dessen Aufgaben ja im Vergleich zu meiner Kinderspiele waren...
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